2002

1.5. - 30.6.2002

Cahiers (Durchblick)

Bernard Bensalem

Zeichnungen, Malerei

Künstlerbücher von unserem „Hausmaler“ Bernard Bensalem, ausgebreitet und aufgeschlagen auf einem großen Tisch im vorderen Raum. Ich erinnere mich noch ganz genau, als es mir fast das Herz brach, nachdem Bensalem eine Seite aus einem seiner Bücher herausgerissen hatte, die dem Fotografen Chris Rügge besonders gefallen hatte. Aber diese großzügigen Gesten sind halt typisch für Bernard Bensalem, der in seinen Künstlerbüchern den Hang zur Serie voll ausleben kann. Ein kleines Manko stellt dabei sein unkonventioneller Umgang mit Farben dar, indem er auch sehr ölige Farbarten verwendet oder es auch mal Probleme mit dem Abfärben gibt. So werden von ihm meistens die gegenüberliegenden Seiten freigelassen. Durch das Schaufenster waren die Bücher nicht besonders gut zu sehen. Deshalb zeigte Bensalem zusätzlich an den Wänden eine Serie großformatiger Papierarbeiten. Natürlich konnte man auf Anfrage die Bücher auch genauer in Augenschein nehmen.

28.9. - 26.10.2002

Cubanos

Ingo Gräbner

Photos, Stills, Video

Der kubanische Balanceakt zwischen Revolutionsidealen und kapitalistischer Schattenwirtschaft ist für die Menschen zur simplen Frage des überlebens geworden. Wer keine Dollars hat, weiß kaum, wie er seine täglichen Bedürfnisse befriedigen soll. Besonders Alten ohne Verwandtschaft bleibt oft nur das Betteln, wenn sie Seife, Kleidung, Haushaltswaren oder Medikamente brauchen. Wer Dollars hat, kann fast alles kaufen, was der Markt zu bieten hat. Wie macht man das bei einem Durchschnittslohn von 10 bis 20 Dollar im Monat? Deals mit Touristen oder Geld von Verwandten im Ausland oder Geschäfte mit Landsleuten auf Dollarbasis sind die einzigen Auswege. Auf die Art kommt ein Teil gut zurecht. Und die anderen? „Hermano, da mi... por favor!“ – Solidarität wird eingefordert – Sozialismus als Basis der Gesellschaft funktioniert im zwischenmenschlichen Bereich. Film und Photos stammten von einer Reise durch Kuba im Jahr 2000.

9.11. - 30.11.2002

Quantität statt Qualität!

zirka 60 Künstler

Offene Ausstellung

Wieder einmal brach die Anarchie im Atelier aus. Wer wollte, der konnte im Atelier was und wo auch immer ausstellen. Zirka sechzig Kreative traten an und wählten jemand aus ihrer Mitte zum Besten mit dem Anspruch auf eine Einzelausstellung. Die Wahl fiel auf Inticona, den Vater eines peruanischen Künstlers, der Arbeiten von Inticona aufgehängt hatte. Wahrscheinlich wußte der Siebzigjährige aus den Anden nicht einmal, wie ihm geschah. Jedenfalls sah alles mal wieder blendend aus – auch ohne Kurator. Und was sagt der Markt zu so etwas? Dazu aus dem Aufruf: „Auf dem Markt hat sich der Geschmackspluralismus längst durchgesetzt. An die Stelle einer utopisch-philosophischen Vision ist unterhaltsame Beliebigkeit getreten. Die Welt der Texte, Bilder, Töne ist voll ausgebreitet - alle denkbaren Strömungen, Stile, Verfahren entwickeln sich in friedlicher Koexistenz und Ohnmacht. Verkäuflichkeit als dominante Devise hat die revolutionäre Kraft der Kunst in einem grauen Brei von Unverbindlichkeit erstickt. Ziehen wir die Konsequenzen und machen Schluss mit lächerlich gewordenen Kriterien von Qualität. Geben wir im Sinne von Joseph Beuys der Quantität die Chance, die sie verdient!“

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