1987

13.3. – 22.3.87

Labyrinthe

Lothar Habetin

Malerei und Grafik

Der Kölner Maler Lothar Habetin zeigte Arbeiten mit frei geometrisierenden Formen in einer abstrakt ornamentalen Bildgestaltung. Der eindeutig meditative Charakter seiner Grafik und Malerei ergibt sich aus den intensiven Einflüssen seiner Asienaufenthalte und der daraus verstärkten Suche nach Harmonie in einer nüchtern analytischen, westlich orientierten Welt. Die teilweise filigrane Arbeitsweise erinnert an persische Miniaturen und ist doch in ihrem Ausdruck völlig eigenständig.




20.3.87

no huhn - no fun

Rudolf Hoffmann

Performance

Textzitat auf der Einladung (aus einem Schulbuch?): „Hühner gehören zu einer Art von Vögeln, die man Geflügel nennt. Die Bauer halten Hühner wegen ihres Fleisches und der Eier, die sie legen. In manchen Bauernhöfen laufen sie frei herum.“ Bis heute bleibt mir das erste „no“ im Titel ein Rätsel... Jedenfalls ließ Rudi ein echtes Huhn zu seiner Performance antreten, für das er eigens einen Käfig gebaut hatte, der mitten im Raum hing. Davor der Kühlschrank mit einem Zehnerpack roher Eier und – dem fast schon obligatorischen Vorschlaghammer. Das ließ Schlimmstes befürchten...



26.3.87

Osterei

Gräbner, Jöhnssen, Manz u.a.

Straßenaktion

U-Bahnbau auf der Venloer Str. Horror für alle Anwohner, für Geschäfte, für Konsumenten. Baugruben, abgesperrte Straßenabschnitte mit Materialien und Maschinen der Baufirmen. An diesem Samstagmorgen zog ich mit meinen Mitstreitern, einer dreißig Meter langen, glänzenden Stoffbahn und einer großen Leiter auf besagte Straße zu bester Einkaufszeit. Wir verpassten einem der schweren Bagger eine große, weiße Schleife: das Geschenk der Stadt an seine Bevölkerung. Nach hinten abgesichert wurde die Geschichte durch Zik, den rasenden Fotoreporter vom Express. Just im Augenblick der Aufnahme tauchte die Polizei auf, verpasste Zik ein Knöllchen, erteilte den Zuschauern Platzverbot, nahm uns mit auf die Wache. Der Wachhabende erkannte sofort das Problem, entschuldigte sich bei uns – aber schon zu spät. Am Montag im Express...

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8.5. - 16.5.87

Ein schwarzer Tag für Köln

Folwatschni, Oppermann, Rostasý

Malerei, Objekte, Installation, Performance

Drei Künstler mit einer gemeinsamen Akademievergangenheit in Bielefeld. Zu diesem Hintergrundmuster wird es in der Folge noch einige Varianten geben. Zur Kunst: für mich ewig in Erinnerung, dieser blaue große Raumkörper, dieser Quader auf einer quadratischen Grundfläche von vielleicht 80 cm mal 80 cm, zirka 2m hoch auf weißen Steinen aus Salz, dieses tiefe Blau auf weiß von Henning Oppermann, dem Motor des Projekts. Und dann die Malerei: farbenfrohe, materialintensive, dichte Strukturen, die man von der Form her in den Skulpturen wiederfand (Folwatschni). Und Andrea Rostasý bewegte sich am ersten Abend durch ihre lichtdurchflutete Installation von blauen Bahnen zu Motorenlärm und Trompetenklängen...

21.5. – 5.6.87

Basel, Köln und die Folgen

Barbara Manz

Bilder, Objekte

Barbara Manz, neues Mitglied in der Ateliergemeinschaft, geboren 53 in Basel, kommt von der Zeichnung, was man ihren Arbeiten unschwer ansah. Arbeiten, vorzugsweise auf Papier, sehr figürlich, erzählend, ja fabulierend, wenn man an all die seltsamen Geschöpfe denkt, die auf der Zeichenfläche in surrealen Zusammenhängen auftauchten... Und dann diese Geschichte mit dem Elch, der sich auf die Insel verirrt hatte... Die Presse vermutete hinter dem Titel eine Anspielung auf das Chemieunglück bei Sandoz in Basel, fand natürlich nichts dazu in der Ausstellung, weil die Künstlerin eigentlich nur auf ihre persönliche Geschichte hinweisen wollte. Die Folge war ein totaler Verriss – so kann’s gehen...

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10.7.87

Eintopf

Roland Bergère, Ingo Gräbner

Gemeinschaftsobjekte

Der spontane Dialog auf der Leinwand, gemeinsame Collagen auf Papier, additive Objekte im vereinten Gestaltungsprozess - mit und ohne Draht zueinander. Teilweise rümpften die Kollegen die Nase über die Ergebnisse. Im Vordergrund stand jedoch, den sozialen Prozess einer gemeinsamen Produktion zu veröffentlichen. Vorzugsweise passierte dies bei diesem Event als Actionpainting. Jedenfalls war dies der Beginn einer langjährigen Zusammenarbeit mit Roland Bergère, Künstler aus Lorient in der Bretagne, der sich voll auf das Actionpainting einließ.



3.9. – 12.9.87

The Aphasia of Poets

Ross Franks and the Anatomical Theatre

Installation und Performance

Ross Franks, australischer Künstler, legt großen Wert auf das Detail, was man seiner Arbeit in jedem Moment anmerkte. Der Besucher trat in den ersten Raum, in dem als erstes ein blauer Fries auf Augenhöhe auffiel, auf dem in regelmäßigen Abständen lebensgroße Gehirne aus Gips montiert waren. Aphasia, eine Gehirnkrankheit, die den Verlust des Sprechvermögens nach sich zieht. Und wenn das bei einem Poeten passiert, ist es wohl besonders tragisch. Mitten im Raum lag auf einem Sockel ein dickes Buch, darauf ein Kissen, in der Mitte des Kissens ein menschliches Gehirn - alles aus Blei. Ja, und da oben unter Decke an der Wand auf einem Stahlstuhl der Künstler, versteinert mit blauem Gesicht und weißen Handschuhen...

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25.9. – 11.10.87

Marché Opus

Roland Bergère

Objekte, Performance

Im Titel findet sich ein Wortspiel aus dem Französischen: marché aux puces, der Flohmarkt, hat die gleiche Aussprache wie der Titel des Projekts. Bergère griff in den Fundus seiner „Objets Trouvés“ und gestaltete sensible Kleinskulpturen: eine Puppe mit einem Unterleib aus einem Schalentierpanzer, eine ovale Schale mit einem Fisch bemalt, ein Jüngling aus Glas mit einem Schwan auf seinem Rücken, ein vom Meer gerundetes zerfressenes Stück Hartschaum mit eingraviertem Gesicht und und und... Bergère: „Ich kunste, du kunstest, er kunstet... Begreifen Sie meine geleerte Anspielung?“



16.10. – 1.11.87

Colonnes à Köln, Säulen in Cologne

Bruno Plantin-Carrenard

Installation

Und gleich noch ein Franzose, diesmal aus Paris. Ein Minimalist mit einem raffinierten Konzept über Säulen. „Dabei interessiert ihn vor allem Volumen, tatsächlich vorhandenes weniger als fiktives. Die Kombination von beidem ist ihm in der Arbeit ‚Ertrunkene Wassersäulen‘ am besten gelungen. Vier Eimer ‚kleben‘ nebeneinander, mit der öffnung nach unten, an einer Wand direkt unter der Decke; Carrenard hat sie unterschiedlich tief in die Wand ‚gedrückt‘. Der Betrachter gewinnt den Eindruck, als wüchsen die Eimer langsam aus ihr heraus.“ (Emmanuel von Stein im KStA vom 21.10.87)



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6.11. – 22.11.87

Körperhaft

Vera Christ, Gabi Klimek

Fotografie, Schmuck, Performance

Wieder einmal die Kombination von Ausstellung und Performance. Neben Portraitfotografie (Klimek) und klassisch klaren Schmuckobjekten (Christ) eine Performance von Gabi von Scheidt, die ähnlich wie Bruno Plantin-Carrenard mit dem Weiß des Ateliers spielte. Sie selbst ganz in weiß, eingerollt in lange schwarze Streifen, die an der Stirnwand der Halle von der Decke hingen. Und dann das unendlich langsame Ausrollen auf dem Boden über die ganzen elf Meter des Raums.





3.12. – 16.12.87

Dispositif für drei Räume

Jean-Pierre Uhlen

Skulptur, Installation

Jean-Pierre Uhlen, der übrigens den Kontakt zu Carrenard hergestellt hatte, nun selbst im Atelier, das in den letzten fünf Monaten seinen Platz zum Wohnen und Arbeiten bedeutet hatte. Die Auseinandersetzung mit dem Raum stellt das Zentrum seiner künstlerischen Werke dar. Dabei knüpft er bewußt an Traditionen des Bauhauses an. Als Elsässer, der inzwischen in Limoges lebt, ist eine neue kreative Verbindung zwischen deutschem und französischem Kulturerbe für ihn naheliegend. Die verwandten Materialien stammen nicht von ungefähr aus dem Baubereich. Holz, Teerpappe, Kupferrohr, Gips, Glas verbindet er zu rätselhaften kühlen Konstruktionen voller Poesie. Alles dominiert der riesige Quader, aus dem der Neonschriftzug „Ursprung“ steigt.

18.12.87

Weihe 42

Gräbner, Hoffmann, Uhlen u.a.

Performance–Soirée

Die „42“ natürlich wegen der Hausnummer. Das Konzept der Performance – Soirée geht von kurzen Acts verschiedener Performer aus, die dadurch sehr konzentriert mit immer wieder neuen Spannungsbögen völlig unterschiedliche Arten von Performances kreieren können. Dabei ist eine gewisse Rahmenkonzeption naheliegend. In diesem Fall natürlich unser blasphemisches Weihnachtsfest. Jean-Pierre Uhlen trug zu diesem Abend den eindeutigen Höhepunkt bei: die Segnung der Gläubigen wie der Ungläubigen mittels einer vergoldeten Klobürste. Das alles natürlich in einem Pseudo-Bischofsornat. Ständiges Accessoire: der Weihnachtsbaum von 84, neu begrünt und geschmückt.

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