1997

23.5.97

Simultan

Bergère, Gräbner, Hoffmann

Performances

Niemand kann auf mehreren Hochzeiten zugleich tanzen. Diese alte Bauernweisheit wurde bei „Simultan“ zum Kern des Geschehens. Roland Bergère trat im vorderen Raum zu seiner Performance an, Rudolf Hoffmann in der Halle und ich im mittleren Raum. Alle starteten Punkt zehn Uhr und stoppten Punkt halb elf ihre Aktionen. Die Qual der Wahl für die Zuschauer. Alles auf einmal geht halt nicht. Drei unterschiedliche Künstler, drei unterschiedliche Auffassungen zur Aktionskunst. Mir in der Mitte blieb nichts anderes übrig, als auf Sound zu verzichten, da aus den beiden benachbarten Räumen natürlich unterschiedliche Geräusche drangen. Dafür erschwerte ich den Durchgang, indem ich eine rote Schnur kreuz und quer verspannte. Bergères Kartenlegen und Füßewaschen fand natürlich genauso seine Fans wie Hoffmanns schon fast berüchtigter Konsumtripp mit großem Knall am Ende.

7.6. – 29.6.97

Trust

Skulli Acosta, Chris Holstad, Heather M. Vernon

Performance, Installation, Environment

Aus der Ankündigung: „Trust – ein Konzept von Skulli Acosta. Zwei Kölner Künstler laden zwei amerikanische Künstler zu einem Kunstprojekt im Ehrenfelder Atelier Sömmering ein. Chris Holstad und Heather M. Vernon entwerfen ihre Arbeiten in New York. Skulli Acosta und seine deutsche Künstlerpartnerin realisieren sie in Köln. Der Schnitt zwischen Kopf und Hand einer Idee wird die Möglichkeiten der Kommunikation zwischen verschiedenen Individuen zeigen.“ Das Vertrauen der beiden Kölner wurde auf eine harte Probe gestellt. Die Anweisungen aus New York kamen per Fax, Telefon, E-Mail, Brief. In Form von Texten, Skizzen, Fotos, Videos, historischen Dokumenten usw. Es entstand ein geradezu tropischer Erfahrungsraum mit einem Urwaldsound von imitierten Vogelstimmen, Luftbefeuchter, Erde – „Kee-Koo“, so der amerikanische Titel. Acosta und Partnerin häkelten sich Tangas, bauten einen riesigen goldenen Kronleuchter mit kleinen Lautsprechern und Weinlaub, standen sich auf kleinen Sockeln wie Skulpturen gegenüber, hatten Fliegen in Gitterbrustkörben und, und, und. Am Ende tauchten Holstad und Vernon selbst auf und erlösten die beiden.

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3.10.97

Zeitriss

zirka 50 Künstler aus Leipzig und Köln

Aktionen, Ausstellung, Performance

„Zeitriss“ war ein Projekt in Zusammenarbeit mit dem Mobilen Büro für Erdangelegenheiten, Leipzig, das mit unterschiedlichen Events im Laufe eines Jahres als „Gesamtdeutsche Studie aus der Sicht der betroffenen Künstler“ geplant wurde. „Zeitriss“ startete an diesem 3. Oktober mit der gegenseitigen Begrüßung unter dem Kaiser-Wilhelm-Denkmal auf dem Deutzer Brückenkopf der Hohenzollernbrücke. Dazu war ein zehn mal zehn Meter großes rotes Tuch ausgebreitet, die Deutschlandfahne in Grautönen (Marianne Tralau) ausgerollt und Beerdigungskränze als Rohlinge aufgestellt. Den Passanten wurde ein Fragebogen zur „Wende“ vorgelegt. Dann setzte sich eine Prozession in Richtung Rathaus in Gang, die linksrheinisch von einem Bläser (Norbert Diderich) in Deutschlandfarben mit einem Zapfenstreich empfangen wurde. Nach dem gemeinsamen „Abendmahl“ vor dem Historischen Rathaus endete alles im Atelier Sömmering, wo eine Ausstellung der ersten Studienergebnisse aufgebaut wurde. Natürlich über „Blühende Landschaften“.

7.11. – 30.11.97

Tee

Marion Menzel

Installationen, Wandobjekte

Tee ist nicht nur zum Trinken da. Das beweist die Kunst von Marion Menzel. Die Künstlerin arbeitet inzwischen über ein Jahrzehnt in unterschiedlichen Formen mit Tee als Oberfläche in ihren Objekten und Installationen. Das Schwarz ihrer Skulpturen und das durchgängige Weiß der Räume schafften einen intensiven Kontrast in diesem Projekt. Was sie am Material reizt, ist die ungewöhnliche Oberflächenstruktur und die Einheitlichkeit, die die Objekte farblich und formal erhalten. Folgerichtig setzte sie eine Vielzahl gleichartige Körper ein, die auf die spezifische räumliche Situation Bezug nahmen. So entstanden zwei äußerst reizvolle schwarzweiße Environments, die im mittleren Raum durch eine Türkische Teestube ergänzt wurden. Dort fand eine Lesung von Zerrin Kökdemir aus ihren Werken statt und es wurde weitere türkische Literatur durch Ulrich Klinger präsentiert.
Website:www.menzel-marion.de

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