1995

2.3.95

zu spät

Buchwald, Gräbner, Hinterecker, Parzival, Patterson, Wilbrand u.a.

Happening

„Wir sind noch einmal davongekommen!“ So lautete der Untertitel der Aktion in Zusammenarbeit mit der Ultimate Academy und dem Fluxusveteran Ben Patterson. In Verkennung der lokalen Verhältnisse war Patterson auf die Idee gekommen, zu Karneval eine Kunstaktion in Köln zu machen. Bei einem Planungstreff in der Mozartstraße gruselten die Kölner sich natürlich bei der Vorstellung, den Jecken Konkurrenz machen zu sollen. So schlug ich zur Rettung der Situation das Konzept „Zu früh – zu spät“ vor. „Zu früh“ war der Dienstagstermin vor Karneval mit Vermummungsdemo und Performance à la carte, „zu spät“ das Nubbeltreffen am Donnerstag nach Aschermittwoch unter der Hohenzollernbrücke. Erstmal klärten wir Ben über die Bedeutung des Nubbels als symbolischen Sündenbocks des Karnevals auf. Das Konzept war, möglichst viele Nubbel vor den Flammen zu retten, ja, selbst in die Rolle der Nubbel zu schlüpfen und ein Treffen auf der Deutzer Seite unter der Hohenzollernbrücke zu veranstalten. Immerhin sechs leibhaftige Strohmänner kamen zusammen, dazu Ben in Wolfsmaske und ein Haufen Leute, die – welch ein Frevel! - verkleidet die Rettung der Nubbel mit einer Trommelsession feierten.

2. 6.– 4.6.95

Peinture directe

Bernard Bensalem

Actionpainting

Drei Tage, drei Räume, drei große Leinwände, drei verschiedene Projektionen. Bensalem, der Schnellmaler, ließ sich in jedem Raum durch die Besonderheit der jeweiligen Projektion inspirieren. In der Halle lief beispielsweise ein Super-8-Amateurfilm aus den Siebzigern über Betriebsausflüge auf dem Rhein oder in der Eifel. Bensalem griff flüchtige Momente der Landschaft skizzenhaft auf, baute sie mit kräftigen Pinselstrichen abstrakt aus, fügte Röntgenaufnahmen seiner persönlichen Krankengeschichte ein, druckte mit Glasrändern und ähnlichem und bearbeitete zu allem Überfluss noch pro Raum fünf gleich große Papierbögen als Serie. Drei Bilder an drei Tagen hintereinander in den drei Räumen des Ateliers. Farben oder Werkzeug hatte er nicht mitgebracht. Ein forschender Gang durch die Werkstatt und alles lag bereit. „Peinture directe“!

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10.10. – 24.10.95

Lichtblitze

Axel Brand, Christoph Döring, Daniel Gräbner, Ingo Gräbner, Knut Hoffmeister, Yana Yo

Performance, Film, Installation

Filmnächte im Atelier, dazu Video-, Film- und Fotoprojektionen, deren Materialcharakter deutlich wurde: bewegtes Licht. Axel Brand hatte Mitstreiter aus seiner Berliner Zeit an Bord geholt. Neben dem experimentellen Filmprogramm entstanden im Atelier interessante Variationen medialer Reflexion. Hoffmeisters Videoskulptur des Autofahrerblicks hinter aktiven Scheibenwischern auf der Mattscheibe, Dörings Performance über die Vermischung von Wirklichkeit und Projektion, Daniel Gräbners Gesichter, die in Super-8-Filmschleifen scheinbar Kontakt zu den Besuchern aufnahmen, dazu meine Diaprojektionen auf sich bewegende Objekte, alles vereint zu einem Living Environment.

17.11. – 26.11.95

Quantität statt Qualität!

60 Künstler

Offene Ausstellung

Zum zweiten Mal nach 1992 wurde der Aufruf an alle Kunstinteressierten gestartet, sich an einer absolut offenen Ausstellung ohne Selektion oder Gestaltungsvorgaben zu beteiligen. Und am 17.11. um 15:00 Uhr standen sie wieder mit ihren Arbeiten vor der Ateliertüre, strömten herein und suchten sich ihr Plätzchen an der Wand oder auf dem Boden. Alles friedlich, kein Hauen, kein Stechen um die attraktivsten Wände, viel Gefühl für den Nachbarn – ein wunderbares Erlebnis, eine schöne Ausstellung voller interessanter Arbeiten. Und die Wahl des Besten durch die Kollegen fiel auf den, den ich auch bevorzugt hätte: Björn Schülke mit einer Zoetropskulptur, deren optische Wirkung mit dem Daumenkino vergleichbar ist. Der erste Preis: drei Zentner Kartoffeln, abgewogen im Handel neben Schülkes Atelier in Nippes, womöglich von ihm selbst!!

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