Jean-Pierre Uhlen

1959 in Mulhouse geboren.
Kunststudium an der Sorbonne (Paris) von 1984 bis 1987. Lebt und arbeitet in Limoges, Zentralfrankreich. Einzelausstellungen im Atelier Sömmering 1987, 1990 und 1993. Beteiligungen an den Weihnachtshappenings „Weihe 42“ (1987) und „Die Eilige Familie“ (1992).

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Arbeit an der Skulptur 'Edification' im Atelier Sömmering, 1990 Jean-Pierre Uhlen stand eines Tages im Atelier, von dem er im Kölner Kulturamt gehört hatte, und sprach Hoffmann und mich auf längerfristige Arbeitsmöglichkeiten vor Ort an. Er hatte ein französisches Stipendium für einen halbjährigen Studienaufenthalt in Deutschland, den er in der damaligen Kunstmetropole Köln verbringen wollte. Unser Konzept vom „Offenen Atelier“ entsprach den kommunikativen künstlerischen Ideen des Bildhauers aus Limoges, und so war man sich schnell einig. Der Name „Uhlen“ weist auf den Elsässer Ursprung hin, der das besondere Interesse am deutschen Kunstgeschehen nahelegt. Wer, wenn nicht die Elsässer, sind prädestiniert für ein intensives Verständnis beider Kulturen! Uhlen setzte sich schon in Frankreich stark mit der Bauhaustradition auseinander, und so verwundert es nicht, dass seine Kunst auch einen architektonischen Aspekt besitzt.

'Aussicht', Assemblage 'Steinland', Installation am Lac de Vasevière

Ende 1987 schloss Uhlen seinen Aufenthalt mit einer Atelierausstellung ab, in der er versuchte, eine Synthese von Wahrnehmungsbedingungen, Materialien und Raumverständnis umzusetzen: „Dispositif für drei Räume“. Nicht von ungefähr wurden Lichtquellen in zwei Arbeiten integriert – eine Methode, die sich in seinen früheren Skulpturen noch nicht fand und die auf die neuen Arbeitsbedingungen im Atelier bezogen war. Neon, Dachpappe, Kupferblech, Holz, Stein, Zink wurden zu Raumkörpern verbunden, deren Dimension nur im Zusammenhang mit dem jeweiligen Raum begreifbar ist. Besonders beeindruckend die große Skulptur unter dem Glasdach: Uhlen zu 'Weihe 42'ein schwarzer Quader mit Teerpappenhaut, nach oben offen, zwei Meter hoch, drei lang, einen breit mit einer Neonrampe, die zum Dach hin aus dem Raumkörper stieg. Auf ihr die Aluminiumbuchstaben „Ursprung“. Das Licht bestrahlte eine gemalte Kupferfläche unter dem Glasdach, die an einen dorthin geschleuderten Deckel des Quaders erinnerte. Der Betrachter konnte die Skulptur aus unterschiedlichen Perspektiven wahrnehmen, letztendlich jedoch ohne eine Chance, diesen Raum im Raum wirklich zu erfassen. Die Ausstellung entsprach der Grundidee des Ateliers: Produktion, Präsentation und Rezeption von Kunst als fließender Prozess. So verwunderte es nicht, dass Uhlen auch an unserem traditionellen Weihnachtshappening (in der Rolle des Erzbischofs) teilnahm.

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Wandinstallation, o.T. Drei Jahre später verfolgte Uhlen bei seinem zweiten Gastspiel im Atelier konsequent das Konzept von 87. Er arbeitete vor Ort mit Raumbezug, den typischen Baumaterialien, Schriftzügen und architektonischem Charakter in seinen Skulpturen. Diesmal hatte er ein Arbeitsstipendium für das Künstlerhaus Dortmund und – wie sich die Ereignisse gleichen! - nahm 1992 an unserem Weihnachtsflug der „Eiligen Familie“ als Samurai und Hausmeister teil. Zum vorerst letzten Auftritt kam es 1993 mit dem Projekt „Vue d’Atelier“, das zur Vorbereitung eines Außenskulpturprojekts in Paris diente. Insofern hat Jean-Pierre Uhlen die Idee des „Offenen Ateliers“ wie kaum ein anderer Künstler schlüssig umgesetzt. Seine Arbeit im Atelier Sömmering hat den internationalen Charakter des Ortes als Begegnungsstätte für Künstler entscheidend geprägt. Durch Uhlens Vermittlung kam es zu interessanten Kontakten mit anderen französischen Künstlern, die mit ungewöhnlichen Produktionen an die Kölner Kunstöffentlichkeit traten. Vielleicht auch durch den Einfluss des Ateliers hat Jean-Pierre Uhlen in Limoges neben seiner eigenen künstlerischen Tätigkeit verstärkt im Bereich der Kunstvermittlung gearbeitet.

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