Rudolf Hoffmann

1955 in Erftstadt geboren.
1984 Mitbegründer des Atelier Sömmering. 1989 Mitinitiator des Kunstfestivals „TATA WEST“. Performance, Malerei, Skulptur, Klanginstallation. Beleuchtungsstellwerker an den Bühnen der Stadt Köln.

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Rudolf Hoffmann: Dresshappening 'An-Aus', 1985 Meine erste künstlerische Zusammenarbeit mit Rudolf Hoffmann ergab sich 1978 bei gelegentlichen kreativen Treffs im Atelier von Karl F. Scharpf. Bereits damals entstanden die ersten Ideen für einen öffentlichen experimentellen Raum. Dazu kam es erst sechs Jahre später. Wir hatten uns längere Zeit aus den Augen verloren, weil Karls Halle nicht mehr zur Verfügung stand und es außer unseren Visionen nichts Gemeinsames gab. Jetzt wurde gehandelt. Einig waren wir uns von Anfang an über eine Aktionsorientierung und ein mediales Crossover. Zusammen mit drei weiteren Künstlern gründeten wir das Atelier Sömmering.

Objektkollage, o.T. Hoffmann war und ist künstlerisch überhaupt nicht auf ein spezielles Genre festgelegt. Es gibt in seiner kreativen Arbeit ein breites Spektrum. Neben einem kontinuierlichen Interesse an der Malerei existieren in fast allen Bereichen der Bildenden Kunst Beispiele seiner sehr eigenständigen autodidaktischen Arbeit. Gipsabgüsse, Tonskulpturen, Holzstelen, Heißluftverformungen von Plastikfallout, additive Plastiken, kinetische Objekte, Lichtinstallationen, Environments – Hoffmann experimentierte mit den unterschiedlichsten Materialien und Techniken.

Singspiel: R.Hoffmann und D. Bach, 1988 Wesentlich in seinem künstlerischen Schaffen ist bis heute die Musik. Vor allem im elektronischen Bereich entwickelte er seit über zwanzig Jahren immer wieder neue Sounds. Seine lyrischen Schöpfungen finden sich folgerichtig auch in eigenen Liedkompositionen wieder. 1988 setzte er beispielsweise ein eigenes Singspiel („Der Gardeoffizier“) mit Dirk Bach in Szene.

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Hoffmanns Schwerpunkt lag so fast zwangsläufig im Performancebereich, in dem er seine vielfältigen künstlerischen Interessen intensiv ausleben konnte. Mit dem Atelier Sömmering hatte er dazu einen geeigneten Veranstaltungsort. Seine Tätigkeit als Lichttechniker an den Städtischen Bühnen schuf einen idealen Erfahrungshintergrund für die eigenen Aktionen. Das theatralische Moment in der künstlerischen Konzeption des Ateliers beruhte maßgeblich auf Hoffmanns Gestaltungsideen. Dies gilt insbesondere für die stilistische Ausrichtung der Events.

Performance zu '4 Jahre Atelier Sömmering' 'no huhn - no fun', Performance

Hoffmann setzt sich in seinen Arbeiten vorzugsweise mit Trivialmythen und ihren massenmedialen Klischees auseinander. Dabei geraten seine Interpretationen zu Vexierbildern. Einerseits fühlt man sich von den lustorientierten Ergebnissen angezogen, andererseits abgestoßen. Der Künstler steuert die Sentimentalität des Rezipienten zielgenau mit seinen visuellen oder auditiven Texten an und 'Ich putze meine Zähne schön', Performancegleichzeitig überreizt er ihn mit geradezu schmerzhaften überzeichnungen. Die Titel seiner Performances verdeutlichen das: „Konsumrausch“, „Heimzucht von Edelpelzen“, „Ismet, iss doch ein Schnittchen Mett mit!“, „Horrido im Korridor“, „no huhn - no fun“, „Das Schweigen der Lämmer“ usw. Wesentlich ist dabei ein konsequenter Charakter im Spannungsaufbau. Die Aktionen steuern durchgängig auf eine Katastrophe zu, in der sich die vorher erzeugte Spannung entlädt. Neben dem dramatischen Einsatz von Licht werden Hoffmanns Performances von rhythmisch orientierten Sounds getragen. Der typische finale Zerstörungsakt hat ihm in der Szene nicht von ungefähr den Spitznamen „Terminator“ eingebracht.

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'Ich putze meine Zähne schön', Performance In den Gemeinschaftsaktionen des Ateliers gerieten diese Ingredienzien des emotionalen Konsums zur unverzichtbaren Würze unserer Underdogkultur. Natürlich sind Vexierbilder je nach Provokationspotential gefährliche Bilder, die in ihrer Karikatur womöglich eine ungewollte Sympathie für reaktionäre Werte schaffen. Wenn die Bergsteiger das Ateliervolk unter dem Klang der Alphörner zu den höheren Weihen von nationalem Pathos geleiten, wird es manch einem warm ums Herz, und der gewollte Realitätsverlust gerät zu einer instinktiven Identifikation mit nationalen Ritualen. Die Geschichten, die wir in die Welt setzten, bewegten sich in diesen Grenzbereichen. Symptomatisch unser „Hei-matt-abend“, der mit den Gefühlen einer kulturellen Zugehörigkeit spielte, ohne ihre Redundanz wirklich beweisen zu können. Insofern neige ich zur Vorstellung, dass Hoffmann durchaus echte Sympathie für Sentimentalität hat, seine künstlerischen Texte also einer ethischen überzeugung widmet. Wer allerdings in dieser Hinsicht eine ehrliche Antwort des Künstlers erhofft, kann lange warten. Der Spaß an Provokation, die emotionale übertreibung, das Rütteln an Tabus, der aggressive Einsatz von zynischen Interpretationen sind für Rudolf Hoffmanns künstlerische Konzepte bestimmende stilistische Mittel. Ob man den Puppenkörper mit Revolverkopf nimmt oder die Brosche aus Plastiksoldaten oder den Hammer mit dem der Künstler auf Hühnerleichen einschlägt, oder an seinen Song vom König von Deutschland denkt – immer gerät die Kunst auf ein Schlachtfeld der Gefühle. Natürlich gibt es in der Kunstgeschichte vor allem im Rahmen der Popart vergleichbare Aussagen, doch Hoffmann orientiert sich nicht daran, sondern geht seinen eigenen autodidaktischen Weg. Mach Chef, mach!

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